2011 | Jahrestagungen

42. Jahrestagung in Innsbruck (Österreich)

Jahrestagung DGPRÄC, VDÄPC & ÖGPÄRC 2011:
Plastische Chirurgie – eine integrierende Disziplin

Innsbruck – Der Weg nach Tirol hat sich für die deutschsprachigen Plastischen Chirurgen gelohnt. Auf der 42. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 16. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC) und 49. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie (ÖGPÄRC) wurde vom 29. September bis 1. Oktober 2011 das Neueste aus der plastisch-chirurgischen Forschung präsentiert. Unter der Überschrift „Plastische Chirurgie – eine integrierende Disziplin“ bot der Innsbrucker Kongress 200 Fachvorträge in 22 wissenschaftlichen Sitzungen. Auch die 56 Aussteller, 170 wissenschaftlichen Poster, acht Lunchsymposien und hochkarätige Live-OP-Kurse trugen dazu bei, dass mit 753 Teilnehmern ein sehr positives Fazit gezogen werden konnte.

„Die Innovationen der plastisch-chirurgischen Forschung werden gerne und schnell von anderen Fächern in ihr Spektrum ,integriert’. Dies ist für uns nicht immer erfreulich, kann aber auch als Kompliment verstanden werden“, bewertet DGPRÄC-Präsident Prof. Dr. Peter M. Vogt die aktuelle Situation seines Faches. „Allerdings tut sich das solidarisch finanzierte Gesundheitssystem keinen Gefallen, wenn die Plastische Chirurgie und ihre wegweisende Forschung durch mangelnde Finanzierung schleichend unterhöhlt werden. In Innsbruck wurden interdisziplinäre Fragen fachübergreifend diskutiert. Diesen Ansatz werden wir auf dem Chirurgenkongress 2012 fortsetzen, um den Dialog mit anderen Fachgebieten zu verstärken und voneinander zu profitieren.“ Auch ÖGPÄRC-Kongresspräsident Prof. Dr. Gerhard Pierer sieht die Zukunft der Plastischen Chirurgie in ihrem integrierenden Ansatz: „Der wichtige Part des Koordinators kommt häufig Plastischen Chirurgen zu, auch weil sie historisch bedingt über Know-how aus verschiedenen Fachbereichen verfügen. Die Rolle des Koordinators der Patienten-Gesundheit übernehmen wir gerne. Sie ermöglicht es uns, individuell abgestimmte Behandlungskonzepte zu entwickeln. Wir sehen dies als willkommene Erweiterung unseres Leistungsspektrums.“

Ehrenmitglieder
Gleich zwei Ehrenmitgliedschaften konnte DGPRÄC-Präsident Prof. Dr. Peter M. Vogt in Innsbruck verleihen. Prof. Dr. Alfred Berger erhielt die Auszeichnung unter anderem für sein Engagement um die europäische Vereinheitlichung der plastisch-chirurgischen Ausbildung. Prof. Berger war von 1981 bis 2001 Direktor der Klinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie mit Schwerverbranntenzentrum der Medizinischen Hochschule in Hannover. Neben zahlreichen publizistischen und berufspolitischen Aktivitäten war er von 1988 bis 1991 Präsident der damaligen VDPC (heute DGPRÄC). 2006 erhielt er für seine mikrochirurgischen Verdienste die Dieffenbach-Medaille.

Eine weitere Ehrenmitgliedschaft ging an Prof. Dr. Dr. Edgar Biemer, der nicht nur als Pionier der rekonstruktiven Mikrochirurgie am Klinikum rechts der Isar in München das erste Deutsche Replantationszentrum aufbaute, sondern auch 2008 die weltweit erste beidseitige Armtransplantation bei einem beidseitig traumatisch armamputierten Patienten vornahm. 1986 bis 2007 leitete er die Abteilung für Plastische und Wiederherstellungschirurgie am Klinikum rechts der Isar. Als Präsident machte er sich 1993 bis 1995 um die VDPC verdient.

Preise und Auszeichnungen
Für ihre herausragenden Leistungen auf dem Gebiet der Hand- und Plastischen Chirurgie erhielt Frau Prof. Dr. Hildegunde Piza-Katzer die diesjährige Dieffenbach-Medaille der DGPRÄC. Nach einer Laudatio von Prof. Dr. Alfred Berger stellte Frau Prof. Piza-Katzer die Entwicklungslinien der Handtransplantation in einer interessanten Vorlesung zusammen. Anhand eindrucksvoller Videoaufnahmen ehemaliger Transplantations-Patienten wurden die enormen Fortschritte deutlich, die im Jahr 2000 mit der weltweit zweiten Doppelhandtransplantation in Innsbruck ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht haben (Die komplette Vorlesung finden Sie in dieser Ausgabe auf Seite XX). Seit 1989 verleiht die DGPRÄC die Dieffenbach-Medaille in Gedenken an den Wegbereiter der Plastischen Chirurgie, Johann Friedrich Dieffenbach (1792-1847).

Über zwei Poster-Prämierungen konnten sich die plastisch-chirurgischen Forscher freuen. 1000 Euro für das beste Poster gingen an Dr. Josef Stolberg-Stolberg und sein Team (u. a. Prof. Dr. Detlev Erdmann) für das Thema „Femur-Rekonstruktion mit kombiniertem autologen Fibulatransfer und Humerus Allograft“. Für die beste wissenschaftliche Posterpräsentation ihres Themas „Lebensqualität, Persönlichkeitsveränderungen, Selbstwertschätzung und klinische Ergebnisse nach Rhinoplastik: eine retrospektive Studie“ wurde das Team um Dr. Dimitrios I. Kyriakidis (u. a. Priv.-Doz. Dr. Laszlo Kovacs, Prof. Dr. Nikolaos A. Papadopulos, Prof. Dr. Hans-Günther Machens) mit 1500 Euro honoriert.

Für den besten klinischen Vortrag „Remote real-time monitoring of free flaps via smartphone photography and 3G wireless internet: a prospective study evidencing diagnostic accuracy” erhielt Dr. Holger Engel (Klinik für Hand-, Plastische & Rekonstruktive Chirurgie / Schwerbrandverletztenzentrum BG-Unfallklinik Ludwigshafen) ein Preisgeld in Höhe von 1500 Euro. Priv.-Doz. Dr. Ahmed Bozkurt (Klinik für Plastische Chirurgie, Hand- und Verbrennungschirurgie Universitätsklinikum Aachen) konnte sich über den Preis für den besten wissenschaftlich-experimentellen Vortrag freuen. Sein Thema „Einsatz von olfaktorischen Gliazellen zur Regeneration peripherer Nerven“ wurde ebenfalls mit 1500 Euro prämiert.

Wie in den vergangenen Jahren stiftete die Firma „Polytech Health & Aesthetics GmbH“ ein Reisestipendium in Höhe von 2500 Euro. Dieses ging zu gleichen Teilen an Dr. Andreas Wolter (Klinik für Plastische Chirurgie Diakonie-Krankenhaus Kaiserswerth) und Frau Priv.-Doz. Dr. Christine Radtke (Klinik und Poliklinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie Medizinische Hochschule Hannover). Den Wissenschaftspreis in Höhe von 3000 Euro erhielt Dr. Björn Behr (Klinik für Hand-, Plastische & Rekonstruktive Chirurgie / Schwerbrandverletztenzentrum BG-Unfallklinik Ludwigshafen) für seine Arbeit „Differential Activation of Canonical Wnt Signaling Determines Cranial Suture Fate: a Novel Mechanism for Sagittal Suture Craniosynostosis“.

Quelle: Presseinformation DGPRÄC, 4. Oktober 2011