2012 | Jahrestagungen

43. Jahrestagung in Bremen

Jahrestagung DGPRÄC & VDÄPC 2012 in Bremen: Menschlichkeit – ein Grundpfeiler Plastischer Chirurgie

Berlin/Bremen – Premiere in der Hansestadt Bremen: Zum ersten Mal hieß das kleinste Bundesland den größten plastisch-chirurgischen Verband willkommen. Die 43. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC) und 17. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC) stand dieses Jahr unter dem Thema „Menschlichkeit“. Vom 13. bis 15. September 2012 informierten sich mehr als 700 Plastische Chirurgen und Fachbesucher im Bremer Congress Center über fachliche Neuigkeiten. 220 wissenschaftliche Vorträge, 153 Poster, zehn Workshops, sieben Lunchsymposien, zwei OP-Kurse, drei Pflege-Symposien und eine „Best-of-Session“ ermöglichten einen intensiven wissenschaftlichen Austausch.

„Menschlichkeit ist die Basis ärztlichen Handelns“, erläuterte Kongresspräsident Prof. C. Can Cedidi das Tagungsmotto. „Wir sind Arzt geworden, um zu heilen. Leider gerät dies heute wegen wirtschaftlicher und organisatorischer Zwänge immer mehr in den Hintergrund. Wenn etwa die Krankenkasse keine Notwendigkeit für einen Eingriff sieht, bin ich in meiner ärztlichen Entscheidungsfreiheit massiv beeinflusst und oft gezwungen, meinen Heilauftrag stark einzuschränken.“ Ein Konflikt, der sich auch in zahlreichen Kongressvorträgen niederschlug, etwa in einem Vortrag zur Finanzierung palliativer Tumor-Defektdeckungen (FV97).* Passend zum Thema „Menschlichkeit“ stand in Bremen aber vor allem die ehrenamtliche Arbeit Plastischer Chirurgen in Entwicklungsländern im Mittelpunkt. Vorträge zu Verbrennungskontrakturen bei Einsätzen der Hilfsorganisation „Interplast-Germany“ (FV21/FV22) oder zu neuen Anforderungen bei der Hilfe in Kriegsgebieten (FV23) stießen auf großes Interesse. Auch der aktuelle Forschungsstand in der Rekonstruktiven, Ästhetischen, Verbrennungs- und Handchirurgie war Thema zahlreicher Sitzungen. Der Skandal um fehlerhafte Brustimplantate des Herstellers PIP beschäftigte die Kongressbesucher weiterhin, etwa in einem Vortrag zu auslaufendem Silikon (FV58) oder zur Aussagekraft bei Ultraschalluntersuchungen von PIP-Implantaten (FV59). Ein hochkarätig besetztes Patientenforum unter Leitung von NDR-Moderatorin Vera Cordes gab PIP-Betroffenen und -Interessierten zudem parallel zur Jahrestagung die Gelegenheit, Fragen zu Risiken und Möglichkeiten zu stellen.

Vorstandswahlen
Die Mitgliederversammlung der DGPRÄC wählte Prof. Dr. Peter M. Vogt zum neuen Präsidenten der DGPRÄC. Bereits seit 2010 ist er Präsident der Gesellschaft. Zum Vizepräsidenten wurde erneut Prof. Dr. Hans-Eberhard Schaller gewählt. Neuwahlen gab es ebenfalls im Erweiterten Vorstand: Vertreter der leitenden Krankenhausärzte wurde ein weiteres Mal Prof. Dr. Henrik Menke, die Interessen der Niedergelassenen vertritt nun ihr neuer Vertreter Dr. Christoph Czermak. Prof. Dr. Raymund E. Horch ist für eine weitere Amtszeit zum Vertreter der universitär tätigen Plastischen und Ästhetischen Chirurgen gewählt worden. Jonas Kolbenschlag wurde neuer Vertreter der Assoziierten Mitglieder, Prof. Dr. Ulrich Kneser Leiter des Referats Rekonstruktion/Mikrochirurgie. Das Referat Verbrennung übernahm Prof. Dr. Bert Reichert, das Referat Ästhetik wird nun von Doc. Dr. Dr. Johannes C. Bruck geleitet. Prof. Dr. Michael Sauerbier wurde zum neuen Leiter des Referats Handchirurgie gewählt. Prof. Dr. Christoph Heitmann vertritt die DGPRÄC jetzt in der Deutschen Gesellschaft für Senologie (DGS).

Ehrenmitglied
Auch die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft folgte dem Kongressmotto und ehrte den „Interplast-Germany“-Gründer Prof. Dr. Gottfried Lemperle für sein langjähriges humanitäres Engagement. 1980 brachte Prof. Lemperle die Interplast-Idee nach Deutschland und gründete eine eigene Sektion. Seitdem reisen die Interplast-Mitglieder Jahr für Jahr auf eigene Kosten in Entwicklungsländer, um vor Ort ehrenamtlich plastisch-chirurgische Eingriffe vorzunehmen, etwa bei Gesichtsfehlbildungen, Verbrennungsnarben oder Kriegsverletzungen. Prof. Lemperle leitete von 1977 bis 1994 die Klinik für Plastische Chirurgie am Markus-Krankenhaus in Frankfurt/Main und lehrt seit 1998 an der „University of California“ in San Diego, USA. Von 1985 bis 1988 war er Präsident der „Vereinigung der Deutschen Plastischen Chirurgen“ (heute DGPRÄC), 1997 erhielt er das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, 2010 verlieh ihm die DGPRÄC die Dieffenbach-Medaille.

Ehrungen
Unter der Überschrift „Faszination Plastische Chirurgie – am Beispiel eigenen Erlebens“ nahm der diesjährige Dieffenbach-Preisträger Prof. Dr. Edgar Biemer das Kongresspublikum mit auf einen Exkurs durch Jahrzehnte plastisch-chirurgischer Erfahrung. Ab 1973 arbeitete Prof. Biemer an der Abteilung für Plastische und Wiederherstellungschirurgie am Klinikum rechts der Isar in München. Nach Aufenthalten in Skandinavien, Großbritannien und den USA übernahm er 1986 den Vorstand der Münchner Abteilung, die er bis zu seiner Emeritierung 2007 leitete. Von 1993-1995 war er Präsident der„Vereinigung der Deutschen Plastischen Chirurgen“ (heute DGPRÄC). 2008 führte er erstmals eine beidseitige Armtransplantation bei einem beidseitig traumatisch Arm-amputierten Patienten durch. Prof. Biemer ist seit 2011 Ehrenmitglied der DGPRÄC. Seit 1989 verleiht die DGPRÄC die Dieffenbach-Medaille in Gedenken an den Wegbereiter der Plastischen Chirurgie, Johann Friedrich Dieffenbach (1792-1847).

Die VDÄPC verlieh die Herbert-Höhler-Nadel dieses Jahr an Prof. Dr. Neven Olivari für herausragende Verdienste um die Ästhetische Chirurgie. Der Preisträger bot dem Publikum mit seinem Vortrag „Veränderung von Indikation und Technik in der Plastischen Chirurgie in den letzten vier Jahrzehnten“ einen gewohnt informativen und unterhaltsamen Überblick. 1982 baute Prof. Olivari als Chefarzt eine Abteilung für Plastische Chirurgie am Dreifaltigkeits-Krankenhaus in Wesseling auf. Von 1991 bis 1993 war er Präsident der „Vereinigung der Deutschen Plastischen Chirurgen“ (heute DGPRÄC). 1998 erhielt er das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, 2007 folgte die Dieffenbach-Medaille der DGPRÄC.

Wissenschaftliche Preise
Aber auch der wissenschaftliche Nachwuchs wurde geehrt: Der mit 3000 Euro dotierte Wissenschaftspreis der DGPRÄC ging 2012 an PD Dr. Andreas Arkudas (Plastisch- und Handchirurgische Klinik, Universitätsklinikum Erlangen, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg). Seine Habilitationsarbeit mit dem Thema „Optimierung der Vaskularisation von axial durchbluteten Matrizes im Tissue Engineering“ konnte die Jury überzeugen. Das Reisestipendium in Höhe von 2500 Euro, das auch in diesem Jahr von der Firma „Polytech Health & Aesthetics GmbH“ gestiftet wurde, erhielt in Bremen Dr. Matthias I. A. Reichenberger (Ethianum Klinik für Plastische, Ästhetische und Präventive Medizin am Universitätsklinikum Heidelberg).

Der mit 1000 Euro dotierte Preis für das beste wissenschaftliche Poster ging an Dr. Jan Philipp Stromps und sein Team von der Klinik für Plastische Chirurgie, Hand- und Verbrennungschirurgie am Universitätsklinikum der RWTH Aachen für das Thema „Modellierung der Grundbewegungen des Handgelenks mittels Mehr-Körpersimulation“. Für den besten Vortrag erhielten Mustafa Becerikli und sein Team der Klinik für Plastische Chirurgie und Schwerbrandverletzte / Handchirurgie-Zentrum an der BG-Universitätsklinik Bergmannsheil in Bochum ein Preisgeld von 1500 Euro. Der Titel ihrer Arbeit lautete „Inhibierung der EphB4 Tyrosin-Kinase-Expression mittels RNA Interferenz reduziert Tumor-Progression und Migration von Synovialsarkomen“.

Journalistenpreis
Zum ersten Mal wurde in Bremen der „Journalistenpreis der Deutschen Plastischen Chirurgen“ verliehen. Die Redakteurin Dr. Fabienne Hübener erhielt den mit 2000 Euro dotierten für ihren Artikel „Plastische Chirurgie bei Gesichtsverletzungen – Wie einfallsreiche Mediziner Menschen mit schweren Gesichtsverletzungen helfen können“. „Mit Sachverstand ist es Ihnen gelungen, die komplexen Möglichkeiten und Herausforderungen der Plastischen Gesichtsrekonstruktion allgemeinverständlich darzustellen. Hierfür dankt der Vorstand Ihnen ausdrücklich – selten wird der rekonstruktive Bereich des Faches so umfassend und gut recherchiert dargestellt“, lobte Prof. Vogt den Artikel aus der „Apotheken Umschau“. Der Journalistenpreis geht ausschließlich an Printmedien.

Weiterbildungsstätte des Jahres
Zum mittlerweile fünften Mal zeichneten die Assoziierten Mitglieder der DGPRÄC die Weiterbildungsstätte des Jahres aus. In der Kategorie „Ab vier Assistenten in Weiterbildung“ wählten die Assistenzärzte Prof. Dr. Raymund E. Horch, Direktor der Klinik für Plastische und Handchirurgie am Universitätsklinikum Erlangen, zum Weiterbilder des Jahres. In der Kategorie „Bis einschließlich drei Assistenten in Weiterbildung“ ging der Preis an Dr. Klaus-Stephan Wittig, Chefarzt der Klinik für Plastische Chirurgie am Agaplesion Diakonieklinikum Hamburg.

* Zusammenfassungen (Abstracts) sämtlicher Kongressvorträge finden Sie hier: www.egms.de/dynamic/de/meetings/dgpraec2012/

Weitere Informationen zu „Interplast-Germany“ finden Sie unter: www.interplast-germany.de

Quelle: Pressemitteilung DGPRÄC, 16. September 2012
Foto: Wikimedia Commons, Public Domain