2021 | Dieffenbach-Medaille
Dieffenbach-Medaille Prof. Dr. med. Dr. h.c. Wolfgang Gubisch
Prof. Dr. med. Dr. h. c. Wolfgang Gubisch aus Stuttgart wurde auf der 51. Jahrestagung der DGPRÄC im Oktober 2021 in Potsdam die Dieffenbach-Medaille verliehen, die höchste Auszeichnung dieser größten Fachgesellschaft für Plastische Chirurgie in Deutschland. Auch diese wurde ihm für sein nationales und internationales Engagement für die Weiterbildung in der Plastischen Chirurgie, insbesondere im Bereich der funktionellen und ästhetischen Nasenchirurgie, für die er sich seit über 40 Jahren einsetzt. Gubisch hat in 45 Ländern Vorträge gehalten und in 25 Ländern Live-OP-Kurse gegeben.
Quelle: „Plastische Chirurgie“, Heft 4, Dezember 2021
Dieffenbach-Laudatio vom 15.10.2021 von Dr. Dirk Richter (gekürzt):
Verehrtes Präsidium, verehrte Festgemeinde, hochverehrter Herr Professor Gubisch, lieber Wolfgang,
mit der Dieffenbach-Medaille ehrt die Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen Persönlichkeiten, die sich um dieses Fach besonders verdient gemacht haben. Professor Olbrisch hat über die Dieffenbach-Medaille einst geschrieben, dass sie nicht nur Erinnerung an die jeweils besten Momente der Plastischen Chirurgie sein sollte, sondern vor allem Ansporn und Forderung an die Zukunft des schönsten aller chirurgischen Fächer. Ich habe daher versucht, Ihnen nicht nur schöne Momente einzufangen, sondern vor allen Dingen die Besonderheiten in diesem bewundernswerten Lebenswerk des diesjährigen Preisträgers aufzuzeigen, die uns alle Ansporn seien sollten.
Liebe Kollegen und Kolleginnen,
es ist mir eine große Ehre die Laudatio auf einen verdienten Kollegen, aber besonders auf einen guten Freund halten zu dürfen. Wolfgang Gubisch studierte in Stuttgart, Tübingen und Zürich, wobei die beiden schwäbischen Städte seinen Dialekt sicherlich maßgeblich geprägt haben dürften. Die erste Besonderheit, die Wolfgang Gubisch auszeichnet, ist sein doppelter Facharztstatus. Nach erfolgreicher Approbation begann er als Assistenzarzt an der Klinik für Plastische und Wiederherstellungschirurgie am Marienhospital in Stuttgart und erlangte 1980 nach zusätzlicher Ausbildung an der HNO-Klinik in Tübingen die Facharztanerkennung für Hals-Nasen und Ohrenmedizin.
Hier sehen wir den frischen Facharzt, der sich zur Belohnung ein Pfeifchen im OP gönnte mit seinem damaligen Chef und Mentor Professor Reichert und Widmaier. Schon acht Jahre später wurde er ärztlicher Direktor der gleichen Klinik und Nachfolger von Professor Reichert. In beachtlichem Tempo erfolgte dann 1992 die Habilitation und vier Jahre später erlangte der Privatdozent seinen zweiten Facharzttitel, diesmal für plastische und ästhetische Chirurgie. 1999 wurde Wolfgang Gubisch zum außerplanmäßigen Professor ernannt. Er hat früh seine Liebe und sein Talent für die Nasenchirurgie entdeckt und seine Ausbildung und Weiterbildung konsequent in diese Richtung vorangetrieben. Getreu dem Motto: „man kann nicht alles können“ hat er sich früh spezialisiert und sich fast ausschließlich auf die Rhinoplastiken fokussiert. Die Spezialisierung ging schon früh in seiner Karriere los und er erzählte einmal in waschechtem Schwäbisch, dass er während seiner Assistentenzeit zu einer Geburt gerufen wurde. „Da hab I mi so lang gewäscht, bis das Kind von allei kumme isch“.
Berufspolitisch hat er viele Ämter und Ehrenämter bekleidet. So war er zunächst Vizepräsident, später Präsident der Vereinigung der Deutschen, Ästhetischen, Plastischen Chirurgen und auch Gründungsmitglied der Rhinoplasty Society of Europe, der er seit 2012 als Präsident vorsteht. Hierbei ist er gradlinig für die Einhaltung der Facharztgrenzen eingestanden und hat konsequent für unser Fachgebiet gekämpft. Professor Gubisch sagt, was er denkt. Eine Eigenschaft, die viele Wegbegleiter als Besonderheit und Charakteristikum hervorheben und an ihm schätzen. Er hat früh angefangen wissenschaftlich zu arbeiten und zu publizieren. „Tue Gutes und sprich darüber“ könnte sein Motto sein und seinen unstillbaren Drang, sein Wissen zu vermitteln, erklären. Über 200 Publikationen in teilweise hochkarätigen Journals kann er verzeichnen. Besonders stolz ist Professor Gubisch jedoch auf sein 2017 veröffentlichtes Lehrbuch „Mastering Advanced Rhinoplasty“ sein, dass international mittlerweile als Bibel der Nasenchirurgie gilt, ein Bestseller ist und ihm fast achtjährige Arbeit nach dem Klinikalltag bereitet hat.
Hier sehen wir ihn zusammen mit einem anderen Dieffenbach-Medaillisten, Professor Olivari, bei den Autorenlesungen in einer berühmten Konoba in Kroatien.
Dieses Bild hat mir Professor Gubisch überlassen und ich muss gestehen – es hat mich schwer beeindruckt. Es zeigt, dass er in 25 Ländern live operiert hat und jeder, der dies auch nur einmal gemacht hat, weiß was für eine Anspannung es bedeutet vor laufender Kamera und Publikum zu performen und gleichzeitig zu erklären. Und dies dann noch in fremden Ländern und OPs und nicht auf schwäbisch.
Besonderes Merkmal bei seinen Liveoperationen ist, dass es nie Selbstdemonstrationen sind, sondern stets Demonstrationen für die anderen. Er verrät jeden Trick und es ist ihm wichtig, dass selbst das kleinste Detail nicht verborgen bleibt und verständlich beim Publikum ankommt. Dies ist nicht selbstverständlich, und ich habe es oft auch schon anders erlebt. Wolfgang Gubisch hat die Welt bereist, wie kaum ein anderer von uns. In mehr als 40 Ländern hat er Vorträge gehalten und ich bin sicher es werden noch einige hinzukommen. Hier als Keynote Speaker in Sydney, als Präsident der VDÄPC und zusammen mit Rod Rohrich auf dem Bergamo Open Rhino Course.
Dieses Bild belegt eindrucksvoll, dass die Vorträge von unserem Preisträger offenbar so interessant sind, dass sie von vielen großen Fernsehanstalten übertragen werden.
Das sind beeindruckende Zahlen und ich möchte mit einigen Bildern versuchen, die Pionierarbeit von Professor Gubisch im Bereich der Nasenchirurgie darzustellen:
Wolfgang Gubisch kämpft für die Sache und für seine Überzeugung. Hier Bilder von dem legendären Kampf um das bessere Konzept. Ein Boxkampf auf einer DGPRÄC Veranstaltung gegen Professor Mühlbauer, der für die geschlossene Rhinoplastiken in den Ring ging und Professor Gubisch, der die offene Rhinoplastiken verteidigte. Mittlerweile ist die offene Rhinoplastik weit verbreitet, was uns von einem anderen Dieffenbach-Medaillen-Träger offiziell bestätigt wurde.
Ein wichtiger Aspekt bei der Vergabe der Dieffenbach-Medallie ist die internationale Reputation. Professor Gubisch wusste sehr früh, das angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden. Er bereiste alle Kontinente und erntete weltweite Anerkennung für seine Leistungen und Innovationen im Bereich der offenen Nasen- und Septumchirurgie. Er kennt alle Big Rhinos der Welt und man kennt ihn. Viele internationale Freundschaften und Allianzen und Kongresse sind aus diesem Netzwerk entstanden. Ich denke, jegliche Zweifel, dass die Dieffenbach-Medallie auch dieses Jahr an den Richtigen geht, konnten auf diese Weise beseitigt werden. Professor Gubisch erhielt 2011 die Ehrendoktorwürde der Universität Athen für seine kontinuierliche Ausbildung der griechischen Kollegen und der Implementierung der offenen Rhinoplastik in Griechenland. Zahlreichen Ehrenmitgliedschaften in vielen nationalen Fachgesellschaften möchte ich aus Zeitgründen nur am Rande erwähnen, sie spiegeln aber das weltweite Ansehen von Wolfgang Gubisch anschaulich wider. Die Höhler-Nadel als höchste Auszeichnung der VDÄPC erhielt unser diesjähriger Dieffenbach-Preisträger schon vor 3 Jahren und hat damit alle ehrenträchtigen deutschen Auszeichnungen „in seinem Schatzkäschtle“. Damit nicht genug. Vor gut einem Monat reihte sich Wolfgang Gubisch in die Reihe der ganz großen internationalen Big Names ein, die die Ohmori Lecture halten durften. Diese Ehre gilt als höchste internationale Ehrung und wird alle zwei Jahre von dem größten internationalen Dachverband, der International Society of Aesthetic Plastic Surgery, als Anerkennung für ein Lebenswerk verliehen.
Es erfüllt mich mit Stolz, dass die Entscheidung, dich lieber Wolfgang, mit dieser Auszeichnung zu versehen, während meiner ISAPS-Präsidentschaft vom 13-köpfigen Vorstand einstimmig getroffen wurde. Ich habe mich also getrost der Stimme enthalten können, um nicht den völlig unhaltbaren Verdacht des kölschen Klüngels auf mich zu lenken. Außerdem war es mir eine große Freude und Ehre, diese Auszeichnung als Ehrenpräsident der ISAPS Dir persönlich in Wien auf dem Weltkongress überreichen zu dürfen. Ein besonderer Moment, der an den positiven Reaktionen hat erkennen lassen, wie vielen Kollegen du als Role Modell und Vorbild weltweit dienst. Mir auf jeden Fall!
Internationale Anerkennung geht einher mit viel Reisen und ich kenne kaum jemanden, der so viel gereist ist wie Wolfgang Gubisch. Er war ständig unterwegs und konnte das Schöne mit dem Nützlichen verbinden. Auch das habe ich von dir gelernt. Besonders aber zeichnet Professor Gubisch seine unermüdliche Energie aus, Kongresse zu organisieren und neue Formate zu entwickeln. Dieses Jahr fand der 28ste Stuttgarter Nasenkongress statt, der seit Anbeginn immer ausgebucht war und den er vor fast 30 Jahren ins Leben gerufen hat. Die bekanntesten Nasenkollegen hat er in dieser Zeit nach Stuttgart geholt. Es galt als eine Ehre und besondere Anerkennung von ihm nach Stuttgart eingeladen zu werden. Live-Operationen und auch kochkarätige Kadaver-Dissektionen gehörten regelmäßig zum spannenden Programm dazu.
Dabei konnte er sich immer der tatkräftigen Unterstützung von seinen langjährigen Mitstreitern Dr. Helmut Fischer und Dr. Sebastian Haack sicher sein. Manchmal hat er drei Kurse in einem Paket organisiert, wie 2019. Hier haben wir das siebte Mal das SOS-Symposium abgehalten, welches Professor Gubisch 2011 das erste Mal ins Leben gerufen hatte.
Er überlegte ständig, was man noch anders machen könnte und fand, dass Live-Operationen bei Komplikationsfällen spannend sein konnten. Es bedurfte einer hartnäckigen Überzeugungsarbeit und einigen Flaschen Wein, bis er Professor Axel Feller und mich von dem neuen Format überzeugt hatte. Das SOS, welches mittlerweile auch von Christoph Heitmann und Sebastian Haack mit organisiert wird, wurde ein großer internationaler Erfolg. Den Erfolg und die Gründeridee kann Wolfgang Gubisch sich auf die Fahne schreiben und steht stellvertretend für sein permanentes Streben nach Perfektion und Verbesserung in Aus- und Weiterbildung.
Auf deine fachlichen Errungenschaften will und kann ich gar nicht eingehen. Du wirst es gleich selbst in deiner Ehrenrede tun und kannst das auch besser. Denn leider hast selbst du es nicht geschafft, mir die Nasenchirugie beizubringen. Aber selbst ich erkenne, dass wenn man eine solche Nase wieder so gut hinbekommt, dass man ganz oben mitspielt.
Ein derartiges Lebenswerk bekommt man nur zu Stande, wenn man eine starke Unterstützung und Inspiration zu Hause hat. Du hast eine liebevolle, kreative und kunstbegabte Frau an deiner Seite, die viel Verständnis für deine Arbeit, deine Reisen und dein Engagement hat. Wir konnten uns oft von der herzlichen Symbiose von Reni und dir überzeugen und freuen uns, dass sie heute hier ist, Deine Medaille, aber auch euren 35. Hochzeitstag mit dir feiert. Deine beiden prächtigen Söhne Phillip und Simon bereiten dir ebenfalls große Freude und Stolz. Sie sind erfolgreiche Manager im Sport- und Eventwesen, und teilen deine Begeisterung für Fußball.
Irgendwann werden dann auch die Barthaare grauer und der Ruhestand rückt näher. Deine weit über 10.000 operierten Nasenpatienten, aber besonders dein ganzes Team sind dir dankbar und vermissen dich bereits. Es ist dir geglückt einen hervorragenden Nachfolger heranzuziehen.
Sebastian Haack ist aus deinem eigenen Team erklommen und hat nunmehr die alleinige Leitung der Klinik für Plastische Gesichtschirurgie am Marienhospital in Stuttgart übernommen. Du hast ihn ausgebildet, unterstützt und sein besonderes Talent erkannt. Ein würdiger Nachfolger, der dein Werk fortsetzen wird und zu dem du mittlerweile ein tiefes freundschaftliches Verhältnis hast. Erinnerungen an meinen Ziehvater Neven Olivari werden wach. Ihr habt viele Reisen zusammen unternommen und die Nasenchirugie nicht als einziges Thema erkannt, was euch verbindet.
Lieber Wolfgang, Du hast eine überregional bekannte Klinik für plastische und Wiederherstellungschirurgie übernommen und übergibst nun eine Klinik von Weltruf. Du hast der Deutschen Plastischen Chirurgie international zu hohem Ansehen verholfen und zählst weltweit zu den anerkanntesten Nasenchirurgen. Dafür dankt dir die Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und ästhetischen Chirurgen heute mit der Dieffenbach-Medaille.
Dein Team hat dir den Rücken freigehalten, wenn du die Nasenchirurgie auf deinen unzähligen Reisen auf ein nächstes Level gebracht hast. Zusammen mit deinen Freunden und Kollegen haben sie dir zu deinem Ruhestand ein Liedchen gesungen, dass ich zum Ende gerne spielen möchte.
Es sagt mehr, als ich in meiner Laudatio sagen konnte.