1985 | Plastische Chirurgie, Universitäts- und BG-Kliniken

Erster Lehrstuhl für Plastische Chirurgie

Im Oktober 1985 wurde an der RWTH Aachen der erste deutsche Lehrstuhl für Plastische Chirurgie etabliert. Univ.-Prof. Dr. med. Rolf Hettich stand der Abteilung (ab 1988: „Klinik“) für Verbrennungs- und Plastische Wiederherstellungschirurgie vor. In den 90er-Jahren wurde das Zentrum für Verbrennungschirurgie ausgebaut und mikrochirurgische Rekonstruktions-Verfahren eingeführt. In Kooperation mit der Klinik für Dermatologie wurde ein Melanom-Nachsorgeprogramm sowie eine stadiengerechte standardisierte Operationstechnik etabliert. Projekte zur Immunologie und Technik der Hautmischtransplantation sowie zur Entwicklung von Hautersatzfolien für die Anfertigung von Mischtransplantaten standen im Fokus der Forschung. Prof. Hettich gelang es, die Plastische Chirurgie in der studentischen Ausbildung zu verankern. Im Rahmen der Chirurgischen Hauptvorlesung wurde ein Lehrmodul „Plastische Chirurgie“ im Umfang von vier Wochenstunden implementiert.

Nach dem Tod Prof. Hettichs 1994 übernahm der Herzchirurg Univ.-Prof. Dr. med. Bruno J. Messmer kommissarisch die Leitung. 1997 wurden Lehrstuhl und Klinikdirektorat von Univ.-Prof. Dr. med. univ. Dr. med. Norbert Pallua übernommen. Die Klinik erlangte internationale Bedeutung bei der Versorgung von Schwerverletzten, nicht zuletzt durch die Unglücke in Ramstein (1988), Eschede (1998), im niederländischen Enschede (2000) und Volendam (2001), in Phuket/Thailand (2004), Volgograd/Russland (2012) sowie in Saudi-Arabien und Yemen (2015).

Im November 2003 wurde die Klinik als Weiterbildungsklinik durch das „European Board of Plastic, Reconstructive and Aesthetic Surgery“ (EBOPRAS) und die „European Union of Medical Specialists“ (UEMS). Als Schwerpunkt wurde in den 2000er-Jahren auf dem Gebiet der regenerativen Plastischen Chirurgie, insbesondere des „Tissue Engineerings“ von Fettgewebe und des peripheren Nervensystems sowie neuer Hautersatzmaterialien geforscht.

Nach der Emeritierung von Prof. Pallua im Juli 2017 wurde der W3-Lehrstuhl und das Klinikdirektorat mit Univ.-Prof. Dr. med. Justus Beier neu besetzt. Seitdem rückt neben der Verstärkung der mikrochirurgisch-rekonstruktiven Plastischen Chirurgie und der Verbrennungschirurgie auch die Handchirurgie in den Fokus. Außerdem wurde die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den „benachbarten“ Fächern sowie die „Tissue Engineering“-Forschung verstärkt.

Quelle: Univ.-Prof. Dr. med. Justus Beier
Foto: Magnus Manske, Wikimedia Commons