1845 | Plastische Chirurgie

Johann Friedrich Dieffenbach: „Die operative Chirurgie“ (1845)

„Den Wiederersatz eines verloren gegangenen oder die Herstellung der Form eines verstümmelten Theiles des menschlichen Körpers nennen wir plastische Chirurgie. Ein grosses, wichtiges, künstlerisches Gebiet, auf dem die Physiologie der Chirurgie die Hand reicht“, schrieb der Chirurg Johann Friedrich Dieffenbach 1845 in seinem ausführlichen Werk „Die operative Chirurgie“. Nachdem sein Kollege und Freund Eduard Zeis sieben Jahre zuvor die Plastische Chirurgie in das Licht der Öffentlichkeit gebracht hatte, systematisierte Dieffenbach sie nun weiter: „Die Basis aller plastischen Operationen ist, dass getrennte Hauttheile an frischen Wundflächen anderer Orte verwachsen, wenn sie durch eine schmale ernährende Binde einer fortbestehenden Nervenleitung und der Blutzuführung durch Gefässe nicht entzogen werden.“

Das Wiederanwachsen abgetrennter Körperteile konnte sich Dieffenbach noch nicht erklären: „Eben diese Zufälligkeit des gelingenden Wiederanheilens eines gänzlich getrennten Theiles giebt den Thatsachen das Ansehen von Curiosis. Wir hören das wunderbare Factum (…) wie ein Hund die abgehauene Nasenspitze auffrass, die dann aus seinem Magen wieder herausgeschnitten wurde – und dennoch heilten die Theile, welche oft stundenlang ausser dem Contact geblieben waren, bei einer kunstlosen Anklebung wieder an (…)“.

Quelle: Johann Friedrich Dieffenbach: Die operative Chirurgie. Erster Band. Leipzig, 1845. S. 312, 317, 318.